|
Franz Nahrada
Urbane Entwicklung bewegt sich jenseits der Debatten über die
"Rechtfertigung der Stadt" im Informationszeitalter. Metropolen und "globale
Dörfer" koexistieren und stehen miteinander in einem komplexen Wechselspiel.
Sie konstituieren ein vernetztes Gebilde von Verkehrs- und
Telekommunikationsverbindungen, in denen einerseits räumliche Nähe zu
komplexen lokalen Supportsystemen, andererseits subtile Flexibilität über
große Distanzen eine Rolle spielen. Der durch die Globalisierung noch verstärkte Anstieg in der Produktivität der Arbeit, Rationalisierung und Automation auch in den Dienstleistungssektoren stärkt einerseits die Metropolen, macht es aber andererseits immer unwahrscheinlicher, daß in Stadten massiv Einkommensmöglichkeiten neu entstehen. Der Zuzug und die Migration in die Städte und großen Zentren ergibt sich eher aus den ungleichen Entwicklungschancen der Ökonomien peripherer Räume. Das Dezentralisierungspotential der Telekommunikation wird an einem "kritischen Punkt" die Grenzen der Städte überschreiten und zu einer Umgestaltung des ländlichen Raums führen; dazu gehören neben dem Anwachsen der oben beschriebenen Erwerbslosigkeit vor allem die politischen Reaktionen auf die ökologische Krise (Energiesteuern, Clean Air Act) sowie die Entwicklung der flexiblen Automation. Die Städtekonkurrenz selbst wird den Aufbau von und den Umbau zu regionalen City Satellites und Stadtnetzwerken mit sich bringen, die ressourceneffizienter und ressourcenproduktiver funktionieren werden als das heutige Gemenge aus Zentrum, Suburbia und Schlafdörfern. Sie tragen wesentlich zum Entstehen einer neuen "community economy" unterhalb der demographisch schrumpfenden globalisierten Marktwirtschaft bei. Diese kleinräumigen, von einer natürlichen Ökosphäre umgebenen "Städte" und "Dörfer" werden sich von den heutigen dadurch unterscheiden, daß sie ein wesentlich breiteres Spektrum an Dienstleistungen anbieten, und diese Dienstleistungen werden zunächst hauptsächlich ein Produkt der globalen Städte sein. Das Entstehen von Community Teleservice Centers, Global University Outlets, Gesundheitszentren, Flexible Factories usw., die mit Hilfe von Wissensressourcen und Datenhighways die Bandbreite lokaler Dienstleistungen vervielfachen und die Abhängigkeit von externen Leistungsanbietern verringern, wird nur durch eine hochspezialisierte Organisation und das Produktionspotential von Stadten gekiefert werden können. Die "globale Selbstbedienungsgesellschaft" erfordert neue "Hubs", was wiederum die Rolle von Metropolen stärkt. Dennoch wird der neue und vermutlich vorherrschende Lebensraum, die lokale Sphäre einer ressourceneffizienten Verknüpfung von Natur, lokaler Eigenarbeit und globaler Vernetzung, sich in einem anderen Selbstbewußtsein gegenüber "der Stadt " artikulieren und positionieren als das traditionelle Dorf oder die Bezirksstadt. Wiewohl angelehnt an und aufgebaut auf dem regionalen Kommunikationssystem einer Stadtregion, steht doch das "globale Dorf" von vorneherein in einem Austauschverhältnis zu vielen Städten, vielen konkurrierenden Anbietern von industriellen und informationellen Ressourcen für lokale Entwicklung. Der elektronische "food court", der damit als Kristallisationspunkt lokaler Entwicklung entsteht, enthält die Chance, das Richtige auszuwählen ebenso, wie sich an einer falschen Zusammenstellung den Magen zu verderben. Auf der Mikroebene des Verhältnisses von Privatsphäre und öffentlichen Raum entsteht die Chance, auf einer neuen Ebene zu einer sinnvollen Schnittstelle zurückzukehren. "The home within the Global Village is the focus of the community and includes work, learning and other community spaces."(Tony S. Gwilliam) |