Metropolis war die Hauptstadt, das absolute Zentrum - wörtlich: die Mutterstadt.
In dem Begriff Telepolis, einer deutlichen Konkurrenzbildung zu Metropolis, steckt also
zunächst einmal Dezentrierung, eine neue Weite - die Entfernung von der Mutter. Neue
Medien haben diese Dezentrierung und Entfernung vom Hauptsitz möglich gemacht; eben
durch Telegraphie, - phonie und -vision. Sie überbrücken die Weite und schließen eine
unrufbare und unsichtbare Fernwelt wieder zur Polis, zur Stadt zusammen. Insofern bezeichnet
der Neologismus Telepolis sehr viel präziser, was der erste große Medientheoretiker
Marshall McLuhan eigentlich meinte, als er von der Welt unter neuen Medienbedingungen
als Global Village sprach. Telepolis heißt also zunächst einmal: nicht Metropolis. Nichts ist unzeitgemäßer als der Kult der Hauptstadt. Aber Telepolis heißt eben auch: nicht Europa! Auch von diesem politischen Kultbegriff müssen wir im neuen Medienzeitalter Abschied nehmen. Sehen wir näher zu. Auf die Frage nach Europa könnte man zunächst mit einem bekannten Buchtitel von Hans Magnus Enzensberger antworten: "Ach, Europa!" Und wenn man diesen Stoßseufzer interpretiert, könnte man sagen: Es gibt Europa als Geldfluß und als Datenfluß, als Markt und Medienwirklichkeit. Aber es gibt keine kulturelle Gestalt Europas. Dem entspricht eine Politik als Krisenmanagement, ja als Chaosmanagement, die keinen Gestaltungsauftrag mehr kennt und auf Ideen und Visionen verzichtet. Wohlgemerkt: ich meine das nicht kritisch, sondern rein deskriptiv. Wenn man heute die Frage nach Europa überhaupt sinnvoll stellen will, dann muß man sie vor dem Hintergrund einer Dialektik von Globalisierung und Tribalisierung formulieren. Jedes Europakonzept wird heute zerrissen von den Spannungen zwischen Transnationalismus und Regionalismus, zwischen technologischer und konsumistischer Weltgesellschaft und neuem religiösem Sektierertum, zwischen universaler Medienwirklichkeit und eigensinnigen Subkulturen. Es geht hier um ein Identitätsproblem, um das Verhältnis von Einheit und Differenz. Doch an wen ist dieses Problem adressiert? An Politiker? Ich meine: an Designer. Kein Mißverständnis bitte: Ich will nun nicht etwa vorschlagen, das Problem einer politischen Gestaltung Europas in die Hände von Designern zu legen. Wir meinen vielmehr, daß sich das Handlungsfeld des Designs so verlagert hat, daß es heute große Schnittmengen mit der Politik aufweist. Wenn sie gesellschaftlic1he Kommunikationsprozesse gestalten sollen, dann haben Designer auch eine politische Aufgabe - statt der Beschwörung eines kulturellen Europa die Gestaltung der multimedialen Telepolis. Denn Design hat es längst nicht mehr nur mit Gegenständlichem, sondern immer mehr mit Medialem, also mit der Welt technischer Kommunikation zu tun. Gerade auch für Designer gilt: der Weg führt weg von der Hardware, hin zur Software. Weg von Europa - hin zu Telepolis. Polis ist der alte Name für den geschlossenen, überschaubaren Ort einer konkreten Lebenswelt. Tele ist das Präfix von Begriffen, die auf moderne Techniken der Überbrückung von Ferne und Weite zielen. Das Konzept Telepolis hat deshalb zwei Problemseiten: Wie verändert sich, erstens, die Architektur der Stadt unter Bedingungen telematischer Technik? Und, zweitens, wie integrieren sich die neuen, computergestützten Telekommunikationsstrukturen zu einer neuen Lebenswelt? Es geht also um das Tele in der Polis und um Tele als Polis. Die Medialität der neuen ArchitekturWolkenkratzer und Flughäfen sind darauf angelegt, in hoher Geschwindigkeit wahrgenommen zu werden. Jeder Krimi, der in Manhattan spielt, zeigt sie aus der Perspektive eines Hubschraubers. Wenn man sich also zuviel Zeit zur Betrachtung dieser Architekturen nimmt, sieht man sie nicht richtig - das hat Andy Warhols Film 'Empire State Building sehr schön deutlich gemacht. Normal und alltäglich ist ja nicht mehr die ruhige Betrachtung, sondern die zerstreute Wahrnehmung auf der Stadtautobahn oder im Hochgeschwindigkeitsaufzug.Die postmoderne Umwelt rast an mir vorbei und ich registriere sie nur aus den Augenwinkeln. Es wäre deshalb ganz falsch, die Weltstädte der Gegenwart als Schauplätze von Zivilisationsgeschichte zu bewundern. Ich behaupte vielmehr: Die Metropolen der Postmoderne wie New York, Tokyio und Hongkong sind Medien einer totalen Mobilmachung: Die Architektur wird mobil, die Stadt wird kinetisch, Wohnen wird transitiv, die "urbane Substanz" unterliegt einer ständigen Umwälzung. Wir sind keine Städtebewohner mehr, sondern ewige Passagiere in Transitzonen. Berechnen Sie selbst, wieviel Lebenszeit Sie in Flughallen, auf Autobahnen und im IntercityRestaurant verbringen. Das heimliche Vorbild der Städteplaner ist der Flughafen. Seit der Mitte des l9.Jahrhunderts, also dem Beginn der eigentlichen Moderne, können wir beobachten, daß unsere Umwelt von Fetischobjekten und Zeichenschichten überlagert wird. Architektur und Zeichenwelt durchdringen sich. Und genau das nennen wir Urbanität. Wir leben zwischen Zeichen, und Umwelten sind lesbar wie Texte. Die Wortwerdung der Ware vollzieht sich in der Reklame. Und die immaterielle Welt der Zeichen ist das neue Reich der sinnlichen Gewißheit. Das klingt vielleicht philosophisch, ist aber nur die schlichte Erfahrung jedes Konsumenten. Ein Blick auf die - eben: Metropolen der modernen Welt macht rasch deutlich, was gemeint ist. In ihrer Architektur können wir vier Schichten unterscheiden:
Mag heute alles unsicher, wandelbar und immateriell sein - ein Haus ist ein stabiles, dauerndes Gebilde. Das ist eine naheliegende, aber unzutreffende Annahme! Natürlich hat die Architektur bisher mit soliden Materialien gearbeitet. Aber auch hier treten wir in ein neues Zeitalter ein. Postmoderene Bauten bestehen oft nur noch aus Neon und Elektrizität. Der Design-Theoretiker Max Bense hat schon vor Jahrzehnten bemerkt, daß das Bild der Metropolen zunehmend von Zeichenprozessen geprägt wird, und hat dafür eben jenen Ausdruck "Plakatwelt" geprägt. Heute geht die Architektur noch einen Schritt weiter. Städte wie Las Vegas und Tokyo zeigen uns schon, was auf die Plakatwelt folgen wird: Hauserfassaden sind nur noch die Rahmen für überdimensionale Bildschirme. Man könnte geradezu von einer Bildschirmarchitektur sprechen. Ich nenne nur ein aktuelles Beispiel: Jean Nouvel hat vorgeschlagen, den leeren Raum in der Mitte des wiedervereinten Berlin als Informationsenvironment aus Neonbändern und elektronischen Laufschriften zu gestalten. Architektur läßt sich heute am besten als Programmierung einer ästhetischen Konfiguration elektrischer, akustischer und optischer Ereignisse definieren. Diese totale Programmierung der Umwelt beendet das romantische Kapitel 'Natur'. Die Welt wird gebaute Phantasie. Deshalb kann man schon heute sagen: Die Materialien der neuen Architektur sind eigentlich "Immaterialien". An ihrem Horizont erscheint die kybernetische Stadt, die von einer Feedback-Architektur organisiert wird. Bauten antworten auf ihren Gebrauch, und das urbane System steuert sich selbst, indem es seine Ergebnisse wieder in sich selbst einschaltet.
In der kybernetischen Stadt der
Postmoderne kommt es zu einer totalen Mobilmachung der urbanen Räume. Längst gibt es
bewegliche Wände und Böden, Wände aus Luftströmen und von elektrischem Licht geformte
Räume. Und die nächtliche Lichtschrift der Städte ist eine Art Kunst: Painting with light.
Die Architektur der neuen MedienTeilhard de Chardin hat die Entdeckung des Elektromagnetismus als "grandioses biologisches Ereignis" gefeiert. Was ist damit gemeint? Wir können einerseits natürliche Organismen als elektrische Kommuniktionsnetze interpretieren; andererseits scheinen elektrotechnische Medien die Institutionen einer Gesellschaft organisch miteinander zu verknüpfen. Schon immer haben Anthropologen die Techniken des Menschen als Ausweitungen seiner Sinne und Körperfunktionen gedeutet. Neu ist nun an den elektrischen Medien, daß sie alle älteren Einzeltechniken in ein integrales Kommunikationsnetz hineinverlagern - das Gehirn ist aus der Black Box des Menschenschädels herausgetreten. Durch die Elektrifizierung unseres Lebens ist die Geschwindigkeit von Impulsen im Zentralnervensystem zum Maß für die gesellschaftlichen Informationsprozesse geworden. Und so wie das Zentralnervensystem die Glieder und Sinne eines Organismus koordiniert, so steuern die elektrotechnischen Medien den Selbstvollzug der Weltgesellschaft.Unsere Welt ist technisch ein Medienverbund, organisatorisch ein Risikoverbund. Diese Formen der Weltvernetzung greifen natürlich ineinander. Deshalb erscheinen die neuen technischen Medien als Gefahrenpotentiale wir fühlen uns zumeist nicht als die Spinne im Netzwerk, sondern als deren Opfer. Diese Empfindung der Weltvernetzung als Gefahr ist keineswegs paranoisch, sondern durchaus realistisch. Denn Chancen und Gefahren sind in unserer postmodernen Welt zwei Seiten derselben Medaille. Und die prinzipielle Gefahr, die in der Vernetzung liegt, ist leicht zu benennen. Je komplexer nämlich ein Netzwerk ist, desto wahrscheinlicher werden Überlastung und Unentschlossenheit angesichts vervielfältigter Optionen. Der Kybernetiker Karl Deutsch formuliert das so: Da das Netz seine Präferenzen im Verlauf seiner geschichtlichen Existenz erwirbt, müssen seine 'Wertvorstellungen' nicht durchwegs miteinander vereinbar sein. Wenn eine kreisförmige Rangordnung von Präferenzen entsteht, können sich manche Impulse des Netzwerks in einem kreisförmigen Leerlauf der Frustration verfangen." Das ist der Schatten der Netzwerk-Architekturen, der ihren Verheißungen folgt. Und der Begriff 'Verheißung' greift hier wohl nicht zu hoch. Nicht umsonst nämlich haben wir diesen Abschnitt mit einem Theologenwort eröffnet. Medien bieten Ersatzformen von Allwissenheit und Allgegenwärtigkeit an. An die Stelle religiöser Kommunikation tritt heute Kommunikation als Religion. Totale Verkabelung, die Verstrickung im elektronischen Netz wird der unbefangene Blick aber als profane Variante von religio - und das heißt ja eben: Rückbindung erkennen. In der Vernetzung zum integralen Medienverbund ist uns eine stabile Umbesetzung der Transzendenz gelungen. Das Göttliche ist heute das Netzwerk. Und Religion funktioniert als Endlosschleife. Weniger theologisch und mit den Begriffen des großen Soziologen Benjamin Nelson formuliert: Es ist die große kulturelle Verheißung der Zukunft, daß wir nach den Etappen der archaischen Tribal Brotherhood (Stammesgemeinschaft) und modernen Universal Otherhood (alle Menschen sind Brüder - aber als "Andere", Fremde) nun wieder vor einer neuen Gemeinschaftsform stehen: der von elektronischen Netzwerken getragenen Organizational Neighbourhood. Alle reden von der Informationsgesellschaft - wir auch. Denn dieser Begriff hat einen guten Sinn: Was dem Menschen der Postmoderne als undurchschaubare Komplexität der Welt entgegentritt, ist das Resultat einer gigantischen Vernetzung von Kommunikationsprozessen. Intelligente Soziologen wie Niklas Luhmann beschreiben unsere Gesellschaft deshalb als autonome Kommunikationsmaschine. Die Amerikaner sprechen in diesem Zusammenhang gerne - analog zur deutschen Autobahn - von der Infobahn. Doch der Vergleich hinkt. Die Infobahn ist nämlich eine elektronische Datenautobahn, die sich dem Verkehrsaufkommen anpaßt - als ob Straßen plötzlich vierspurig werden könnten, sobald der Verkehr es verlangt. Netzwerke haben also - im Gegensatz zu Verkehrswegen - so etwas wie ein Bewußtsein. Der entgrenzte und unkontrollierbare Informationsfluß sucht heute noch nach seinem idealen Medium einer losen Koppelung anonymer Teilnehmer. Auch der berüchtigte Cyberspace ist ja, nüchtern betrachtet, nichts anderes als eine transnationale Datenlandschaft, die den Angeschlossenen aus aller Welt eine virtuelle Nachbarschaft ermöglicht. Zur Zeit ist das alles noch Spielerei und Science Fiction. Das neue Medium steckt noch im Embryonalstadium und zieht vor allem Trümmer und Verrückte an. Man kann aber heute schon die Konturen der Weltkommunikation klar erkennen: Netzwerke von Netzwerken bilden die Infrastruktur eines virtuellen Raums, in dem wir souverän zu steuern lernen müssen. Die Bildung der öffentlichen Meinung vollzieht sich heute nicht mehr auf konkreten Schauplätzen des bürgerlichen Lebens, sondern in der abstrakten Gleichzeitigkeit eines virtuell präsent gehaltenen Netzes" [Habermas]. Mit anderen Worten: Die Einheit der Öffentlichkeit verdankt sich einzig und allein der Technik der Massenmedien. Bürgerliche Öffentlichkeit im Sinne der Aufklärungsphilosophie ist heute also nur noch ein Fetisch der Soziologen. Bei Lichte besehen ist der einzelne ein Knoten im Netz des Medienverbundes, d.h. Zuschauer und Zuhörer ständig wechselnder medientechnischer Inszenierungen. Ein Lebensstil läßt sich deshalb am besten als Netzwerk von Konsumtionsmustern modellieren. In den Netzwerken-des Medienverbundes verschwindet der Unterschied zwischen Publizieren und Liefern, zwischen Daten und Geld. Das Wahre ist auch nur eine Ware. Man kann es auch so sagen: Unter elektronischen Medienbedingungen koinzidieren die Welten von Öffentlichkeit und Konsum - die Netze unterscheiden nicht zwischen Filmen, Daten, Geld und Waren. Ich habe nun schon vielfach und wie selbstverständlich den Begriff Netzwerk zur Beschreibung der Telepolis benutzt. Dieser Begriff Netzwerk läßt sich aber eigentlich nur in einem Netzwerk der Begriffe bestimmen. Und zu diesem Netzwerk gehören -vor allem die Begriffe Rekursion, Emergenz, Autopoiesis und Selbstorganisation. Es ist hier nicht der Ort, diese Begriffe genauer zu definieren. Für unseren Zusammenhang siganlisieren sie vor allem das Eine: Man braucht keine CPU, keine Zentrale der Datenprozessierung - kein Metropolis. Im Netzwerk gibt es keine zentrale Kommandostelle, sondern nur Regeln von Fall zu Fall, die aber so ineinander greifen, daß sich ein Ganzes bildet. Entscheidend beim Prozeß der Selbstorganisation eines Netzwerks ist also das, was Francisco Varela den "Übergang von lokalen Regeln zur globalen Kohärenz" nennt. Netzwerke und zumal Netzwerke von Netzwerken bilden keine einheitliche Struktur. Es handelt sich vielmehr um ein "Patchwork von Teilnetzwerken, die nicht durch ein klares, einheitlich geplantes System, sondern eher durch einen komplizierten Prozeß des 'Bastelns' zusammengehalten werden" (Varela). Bei Netzwerken gibt es nur Kasuistik (ein Wissen vom Einzelfall) und Proxemik (ein Wissen vom Nächsten), keinen Überblick über das Ganze. Teile des Netzwerks können andere Teile des Netzwerks beobachten - mehr an Überblick gibt es nicht. Jeder Knoten im Netz arbeitet gleichzeitig autonom für sich und für das Netz. Sie werden zurecht nun fragen: Wie kann man in einem solchen System erfolgreich operieren? Anpassung an das Unvorhersehbare - das ist eine prägnante Formel des Wirtschaftswissenschaftlers Friedrich A. von Hayek. Heute können uns die elektronischen Netzwerke der neuen Medien dabei helfen, diese entscheidende Anpassungsleistung zu erbringen. Elektronisch vernetzte Organisationen lassen sich nicht mehr sinnvoll in einer Befehlshierarchie darstellen oder als klar abgegrenzte "Körperschaft" identifizieren. So ist z.B. ein Unternehmen heute nichts anderes der Inbegriff seiner internen und äußeren Beziehungen, die im wesentlichen als Informationsprozesse gestaltet sind. Tom Peters nennt das "the intangibilizing of everything": Weder die Organisation, noch die Arbeit oder das Produkt lassen sich handgreiflich "fassen". Dabei muß man immer im Auge behalten, daß Netzwerke Paradigmen der Komplexität sind - und das heißt: Sie bestehen aus Verknüpfungen von Fall zu Fall. Ein Netzwerk ist der Inbegriff nicht der aktuellen, sondern der virtuellen Relationen. Und natürlich ist das digitale Weltnetzwerk höherstufig, d.h. immer schon ein Netzwerk von Netzwerken. Wie bei einer Russischen Puppe hat man es in Zukunft also mit Netzwerken zu tun, die von großen Anbieter-Netzwerken "geleast" werden und nun ihrerseits Netzwerkdienste anbieten - gleichgültig ob es sich dabei um Filme, Informationen oder Finanztransaktionen handelt. Jetzt erst ist Herbert Marshall McLuhans Vision Wirklichkeit geworden: das dezentrale elektronische Weltdorf, die geschrumpfte Welt der Satellitenkommunikation, in der räumliche Distanzen unwichtig sind, solange man ans Netzwerk angeschlossen ist - eben Telepolis. Fragt sich nur, ob man wie ein alteuropäischer Fisch im Netz zappelt, oder als postmoderne Spinne souverän im Netz agiert. Das ist vor allem für die Wirtschaft eine Überlebensfrage. So stehen heute Firmen nicht einfach nur in Konkurrenzverhältnissen, sondern bilden zugleich auch Netzwerke. Das schafft eine neue Abhängigkeit, die in Zukunft mächtiger sein wird als die vertraute Marktabhängigkeit. Ich meine deshalb: Die große Gestaltungsaufgabe der Zukunft ist die Lösung eines Komplexitätsproblems ersten Ranges: das Design der Medien und Netze - Stichwort "interoperability". Interoperability bezeichnet das unüberschaubare Zusammenwirken einer Vielzahl von Produktionseinheiten in einem gemeinsamen Projekt. Ein Beispiel: Beim Bau des Advanced Tactical Fighters der Air Force müssen mehr als 6000 Firmen zusammenarbeiten. Dabei müssen Kommunikations- und Fertigungsprozesse koordiniert werden, die an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Kein Menschenhirn kann sich einen so komplexen Planungs- und Produktionsvorgang vorstellen. Nur Computer sind in der Lage, diesen Zusammenhang zu errechnen. Das ist das Designproblem unserer Zeit: großflächig vernetzte Gestaltungsprozesse. |