Keisuke Oki

Synchronizitaet im Computerzeitalter



"Dort glaubt jedermann an Geister, hier glaubt jedermann an Vitamine." (C.G.Jung)

Einige Naechte bevor meine Mutter an Krebs starb, schmerzte mein Ruecken auf unertraegliche Weise. Der Schmerz schien aus meiner Wirbelsaeule zu kommen. Zu dieser Zeit wussten weder meine Muter noch ich, dass sie Krebs hatte und dass ihr Rueckgrat davon betroffen war. Mir ging es gesundheitlich ziemlich gut und es gab keinen Grund, dass ich an diesem Schmerz litt. Eines Tages erzaehlte mir mein Vater, dass meine Mutter an Krebs erkrankt sei. Ich glaubte ohne jeden Zweifel, dass der Schmerz, den ich in jener Nacht empfand, von meiner Mutter "gesendet" worden war.

Ich habe mich schon lange Zeit fuer Synchronizitaet interessiert. Mein Interesse ist jedoch nicht im psychoanalytischen oder okkulten Denken begruendet, sondern ich war ganz im Gegenteil daran als Funktion des Gehirns und aus der Perspektive interessiert, Synchronizitaet zu programmieren. Im Bereich des Kuenstlichen Lebens scheinen sich die Experimente noch auf einer sehr fruehen Stufe zu befinden, auf der Lebensformen wie Insekten oder Amoeben entstehen. Ist Synchronizitaet das Ergebnis des evolutionaeren Prozesses, wenn das Ueberleben des Tauglichsten die erste Regel in der Natur ist? Oder stimmt es, dass die Menschen bereits den Instinkt, die Inspiration und die Voraussicht verloren haben, die den Tieren angeboren sind? Andererseits versucht die KI-Forschung die kognitiven Funktionen und das Begriffsvermoegen des Geistes, also das menschliche Reaktionsmuster auf die Umwelt, herauszuarbeiten. Es gibt aber fuer uns noch immer einen grossen Spielraum, Kognition zu verstehen, die auf den fuenf Sinnen beruht. C.G.Jung glaubte, dass Synchronizitaet fuer die oestliche Welt charakteristisch sei. Zu der Zeit, als er lebte, war der Osten eine geheimnisvolle, vom Westen spirituell verschiedene Welt. Heute gibt es hingegen zwischen dem Osten und Westen keinen grossen Unterschied mehr. Ich glaube, dass Kalifornien der spirituellste Ort auf der Welt ist, wo die Menschen normalerweise dieselbe Dosis an Vitaminen und oestlicher Spiritualitaet zu sich nehmen. Der Glaube vieler Menschen an die Macht von Vitamin C liesse sich mit dem Ergebnis der Evolution verbinden, dass der Mensch ein seltenes Lebewesen ist, das metabolisch in seinem Koerper nicht Vitamin C synthetisieren kann. (Das gibt dem Zitat von Jung, das ich zu Beginn angefuehrt habe, eine ironische Note.)

Ich bin jedoch irgendwie ueber das beunruhigt, was Jung im selben Aufsatz ueber Wissenschaft und Religion ausgefuehrt hat: "Im Osten gibt es zwischen Religion und Wissenschaft keinen Konflikt, weil hier keine Wissenschaft existiert, die auf dem Verlangen nach Tatsachen, und keine Religion, die auf dem reinen Glauben beruht; es gibt eine religioese Erkenntnis und eine erkennende Religion." Jetzt ist der Osten der einzige Bereich auf der Welt, in dem es ein lebhaftes oekonomisches Wachstum gibt. Der Materialismus dringt ein und die Verbindung zwischen dem Materiellen und dem Spirituellen wird aufgeloest. In der ersten Haelfte des Jahres 1995 schien Japan in eine chaotische Hoelle einzutauchen. Nach dem Erdbeben im Januar in Kobe wurde im Maerz ein alptraumartiger Anschlag vermutlich von einer religioesen Sekte, der Aum Supreme Truth, ausgefuehrt. (Bis zum 12.Mai war wegen unvollstaendiger Beweislage ihre Verbindung mit dem Giftgas noch nicht endgueltig bewiesen, das in der U-Bahn von Tokyo freigesetzt wurde.) Japan, wo eine rigide Tradition konfuzianischer Moral, die die Gesellschaft beherrscht, Schritt fuer Schritt zusammenbricht, scheint in eine dunkle Welt abzusinken.

Der Fall entzog sich jedem Verstaendnis und schockierte wegen seiner bizarren Umstaende die Nation. Neben dem Massaker und seinen Details war es die von der Sekte praktizierte Gehirnwaesche, was die Menschen wirklich erstaunen liess. Normalerweise ist die Gehirnwaesche ein Werkzeug ideologischer Erziehung, um die Ueberzeugungen zu steuern. Die Aum-Gruppe setzte verschiedene Metoden ein, nicht nur geistige und spirituelle, sondern auch medizinische, beispielsweise Drogen, mit denen sich der Geist beeinflussen laesst. Was die Menschen jedoch vor allem in Erstaunen versetzte, war der Gebrauch eines mit Elektroden versehenen, am Kopf angebrachten Geraets, das elektrische Wellen auf die Koepfe der Benutzer uebertrug, denen erzaehlt wurde, dass diese Wellen die Gehrinwellen ihres Gurus weiterleiten. Im Aussehen gleichen diese Geraete den Detektoren fuer Gehirnwellen, die man fuer medizinische Zwecke wie beispielsweise fuer Elektroencephalogramme benutzt, und auch dem Interface zur Steuerung von Computern, die meine Kuenstlergruppe, das DTI, benutzt. Unser am Kopf angebrachtes Geraet kann sowohl Hirnwellen registrieren als auch die Daten von Hirnwellen uebertragen.

Ganz allgemein gesagt, koennen alte Menschen nicht verstehen, warum die Aum solche Geraete verwendet, die fuer die religioee Praxis derart ungewoehnlich sind. Fuer viele junge Menschen, die wissen, dass es Hirnwellen gibt, und die verstehen, wie diese den Zustand des Gehirns widerspiegeln, ist das aber ganz natuerlich. Die meisten Mitglieder der Sekte sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Fuer sie werden Hirnwellen zu einem Indikator ihrer Erfuellung der Sektenlehren, auch wenn das Erreichen der spirituellen Hoehe des Gurus mittels dieser Geraete ein Mythos ist, der von den Sektenfuehrern geschaffen wurde. In Wirklichkeit wird das Geraet als Instrument zum Sammeln von Geld eingesetzt. Manche Quellen sagen, dass es 10 Millionen Yen kostet, das Geraet zu kaufen, und eine Million, um es fuer ein Jahr zu mieten.

Die Intentionalitaet der Maschine und der Computerpsychologie

Spiritualitaet und Materialitaet vermischen sich trefflich in der elektronischen Kultur. Jeder, der mit Computern arbeitet, kennt diesen Sachverhalt. Selbst ohne jede Erfahrung mit Computern bemerken die meisten Menschen, dass monetaere Informationen nur als numerische Daten vorliegen. Die Mehrzahl der Menschen glaubt jedoch noch an das Banksystem, das vielleicht die virtuellste Entitaet in der Welt ist. Im Buddhismus gilt die Abloesung von der materialistischen Welt als hoechste Tugend. Hier ist ein Bild, das C.G.Jung einem chinesischen Text ueber den Taoismus mit dem Titel "Hui Ming Ching" entnahm:

Dieses Bild stellt die hoechste Stufe der Meditation dar. Als Psychologe interessierte sich Jung vor allem fuer das Bewusstsein, doch das Bild erinnert mich an den gegenwaertigen Zustand der elektronischen Kultur. Auch die Darstellung von direkten Verbindungen mit dem Gehirn spricht mich als eines der Themen an, die meiner kuenstlerischen Arbeit zugrundeliegen. Die VR-Technologie hat uns die Moeglichkeit eroeffnet, uns frei in einem Raum zu bewegen, der als existierend und zugleich als nicht existierend beschrieben werden kann. Ein solcher Raum konnte bislang nur in der Gedankenwelt der oestlichen Philosophie oder Religion moeglich sein. Er erlaubt die Verwirklichung fast jeder psychischen Erfahrung: Ausser-Koerpererfahrungen, Teleportation, etc. All das wurde in der elektronischen Kultur ausgreifend diskutiert. Vielleicht ist das aber mehr als nur eine Mode.

"Bei jedem Schritt haengt die Wahl, die wir treffen, davon ab, was wir geworden sind. Unsere Wissenschaften, Kuenste und moralischen Kraefte ruehren nicht von abgehobenen Idealen der Wahrheit, Schoenheit oder Tugend her, sondern sie stammen wenigstens zum Teil von unseren Bemuehungen her, die Bilder zu besaenftigen oder sich an ihnen zu erfreuen, die wir in frueheren Jahren errichtet haben. Unsere Dispositionen als Erwachsene haben sich also aus so kindlichen Impulsen entwickelt, dass wir sie gewiss zensieren wuerden, wenn sie nicht laengst transformiert, verkleidet oder, wie Freud es nannte: 'sublimiert' waeren."

Das Zitat stammt von Marvin Minsky, einem Pionier der Kuenstlichen Intelligenz. Es findet sich in seinem bekannten Buch "The Society of Mind" im Kapitel 17.11 "Intellektuelle Ideale", das mit den Worten von Buddha beginnt.

Spirituelles Denken gehoerte zur Gegenkultur, aber es wurde in der elektronischen Kultur ganz selbstverstaendlich. Der Computer ueberschreitet die Vorstellungen, die sich gewoehnliche Menschen von der Maschine machen. John von Neumann, der geniale Mathematiker, der die Herstellung des ersten digitalen Computers in den spaeten 40er Jahren foerderte und die noch heute gebraeuchliche von-Neumann-Architektur gestaltete, dachte, dass sich die Maschine in Zukunft selbst reproduzieren wuerde. Der Unterschied zwischen Maschine und Leben war aus der Theorie verbannt und das Fundament fuer Kuenstliche Intelligenz und Kuenstliches Leben gelegt.

Die von-Neumann-Architektur in den heutigen Computern, die nicht inhaerent zwischen Programm und Daten unterscheidet, ist jedoch veraltet. Man erwartet eine neue Architektur, die paralleles Prozessieren oder massiv paralleles Prozessieren erlaubt und sich menschen- oder gehirnaehnlicher verhalten kann. Wenn wir Maschinen im Kontext der Intelligenz betrachten, dann laesst sich eine Trennlinie zwischen denkenden und nicht denkenden Maschinen ziehen. Wenn man mit den Diskussionen im Bereich der KI wie dem "chinesischen Raum" vertraut ist, dann weiss man, dass der Streit darum geht, ob Maschinen denken koennen oder nicht bzw. ob sie Intentionalitaet besitzen koennen oder nicht. Der Einwand des "chinesischen Zimmers" wurde 1980 von dem Philosophen John Searle vorgebracht. Sein Einwand gilt als einer der wichtigsten philosophischen Widerlegungen der letzten 25 Jahre. Das Szenario des "chinesischen Zimmers" sieht etwa so aus:

Stellen Sie sich einen Menschen vor, der die chinesische Sprache nicht sprechen kann und der mit einer langen Liste von Regeln in einem Zimmer sitzt, mit denen man Folgen chinesischer Schriftzeichen in andere Folgen chinesischer Schriftzeichen uebersetzt. Wenn eine Folge chinesischer Schriftzeichen durch einen Schlitz in der Tuer gesteckt wird, zieht dieser Mensch die Regeln zu Rate, verfertigt eine neue Folge von Schriftzeichen und gibt das Ergebnis wieder durch den Schlitz in der Tuer nach aussen. Wenn die Schriftzeichen Fragen darstellen, dann koennte eine klug und effizient angeordnete Menge an Regeln es dem Menschen in dem Zimmer ermoeglichen, solche Folgen von Schriftzeichen wieder nach aussen zu geben, die Antworten auf die Fragen darstellen. Ausserhalb des Zimmers befindet sich ein Mensch, der die chinesische Sprache beherrscht und der die Fragen durch den Schlitz steckt. Aus der Perspektive dieses Menschen scheint sich in dem Zimmer ein intelligenter Mensch zu befinden, der die Fragen liest und Antworten findet. Searle behauptete, dass man, egal wie ausgekluegelt das Programm einer Maschine auch sein mag, niemals von ihr sagen koenne, sie wuerde denken oder habe Intentionalitaet. Searle behauptet, einfach gesagt, dass das "chinesische Zimmer" einen Computer darstellt, der Input erhaelt und nach Output-Programmen Antworten gibt.

KI-Forscher erhoben gegen sein Szenario Einwaende. Searle griff die lineare von-Neumann-Architektur an, aber ein hochgezuechtetes KI-Programm auf einer parallel prozessierenden Computerarchitektur wuerde nicht nur einfach eine Reihe von Regeln auf eine einfache Art abarbeiten, sondern sie koennte genauso wie das menschliche Gehirn parallel viele verschiedene Regelarten beruecksichtigen, mit Konflikten zwischen Regeln umgehen, Regeln erraten, Beziehungen zwischen Regeln erkennen und neue Regeln erfinden. In derselben Stossrichtung wurde von der KI-Seite unlaengst ein neuer Vorschlag formuliert - das "koreanische Zimmer" von William J.Rapaport, einem Wissenschaftler am Department of Computer Science and Institute for Cognitive Science der State University of New York in Buffalo. Professor Rapaport schilderte in seinem Aufsatz "Syntactic Semantics: Foundations of Computational Natural-Language Understanding" folgende Situation:

"Stellen Sie sich einen koreanischen Professor der Englischen Literatur an der Universitaet von Seoul vor, der weder gesprochenes noch geschriebenes Englisch versteht, der aber dennoch unzweifelhaft eine weltweit anerkannte Shakespeare-Autoritaet ist. Seine Reputation hat er wie folgt begruendet und aufrechterhalten: Er hat Shakespeare nur in ausgezeichneten koreanischen UEbersetzungen gelesen. Auf der Grundlage seiner Lektuere und natuerlich seines intellektuellen Scharfsinns hat er auf koreanisch einige Aufsaetze ueber Shakespeares Theaterstuecke verfasst. Diese Aufsaetze wurden fuer ihn ins Englische uebersetzt und in zahlreichen, hoch angesehenen, englischsprachigen Fachzeitschriften veroeffentlicht, wo sie auf grosses Interesse gestossen sind."

Die Frage lautet, ob der koreanische Gelehrte Shakespeare versteht. Professor Rapaport stellt seinen Argumentation so dar:

"... anders als beim "chinesischen Zimmer" ist das Problem nicht, ob er englisch versteht. Er versteht es nicht. Er gehorcht auch nicht mechanisch (ohne nachzudenken) einem UEbersetzungsalgorithmus. Andere machen die Uebersetzung fuer ihn. Dennoch versteht er offenbar englisch - die Gemeinschaft der Literaturwisenschaftler bestaetigt dies - und daher versteht er etwas. Ähnlich laesst sich sagen, dass Searle in seinem chinesischen Zimmer etwas versteht, auch wenn er kein Chinese ist. Man kann, genauer gesagt, von einem KI-System mit natuerlich- sprachlichem Verstaendnis sagen, dass es insoweit etwas versteht (oder sogar ganz einfach versteht), als seine Taetigkeit eine semantische Interpretation ist. (Natuerlich fuehrt es dies syntaktisch durch die Manipulation der Symbole seiner semantischen Interpretation aus.) Wir koennen aber noch ein bisschen weitergehen: Es versteht die natuerliche Sprache, da es eine natuerliche Sprache semnatisch interpreti ert. Eine andere Frage ist, ob das, was es versteht, chinesisch ist."

"Gehirnaehnliche" Programme schliessen die Kluft zwischen dem menschlichen Gehirn und dem Computer. ART, ein computerbasiertes Modell fuer die Arbeitsweise des Gehirns, das von Stephen Grossberg und seiner Gruppe am Center for Adaptive Systems der Boston University entwickelt wurde, gilt hinsichtlich der Funktionen als unheimlich gehirnaehnlich. David Freeman, der Autor von "Brainmakers", beschreibt ART so:

"ART lernt genauso wie das Gehirn durch UEbung an Beispielen, indem es Muster bildet und seine eigenen Schlussfolgerungen zieht. Seine Komponenten sind analog zu denen des menschlichen Gehirns. Wenn eine dieser Komponenten ausfaellt, aehnelt die entstehende Beeintraechtigung der von Menschen, die im korrespondierenden Gehirnareal verletzt worden sind. ART ist, wie Grossberg es ausdrueckt, "ein Mikrokosmos der Kognition". Formaler gesagt, ist ART ein kuenstliches neuronales Netzwerk."

ART (Adaptive Resonance Theory) scheint ein hoch entwickeltes Modell eines kuenstlichen neuronalen Netzwerks zu sein. ART besteht aus aus vier Hauptkomponenten: einem Kurzzeitgedaechtnis, um einlaufende Muster zu bewerten, einem Langzeitgedaechtnis, um Kategorien zu speichern, einem Aufmerksamkeitssystem, um die Aufmerksamkeit auf wichtige Merkmale der einlaufenden Muster zu richten, und einem System zur Neuorientierung, das das Langzeitgedaechtnis davon abhaelt, irrelevante Muster zu lernen.

Es gibt auf der Welt viele interessante KI-Projekte und effiziente neuronale Netzwerke. Seit kurzem interessiere ich mich besonders fuer die "Gehirnwellen" der kuenstlichen neuronalen Netzwerke. Im menschlichen Gehirn gibt es 100 Milliarden Neuronen, die permanent untereinander Daten austauschen. Gehirnwellen sind elektrische Wellen, die vom Gehirn ausgesendet werden. Wie ich bereits vorher erwaehnt habe, hat meine Gruppe DTI (Digital Therapy Institute) Kunstwerke realisiert, die Gehirnwellen verwenden. "Brain Wave Rider", das 1993 in der ARTLAB-Ausstellung in Tokyo und waehrend FISEA in Minneapolis ausgestellt wurde, ist ein Fahrzeug ohne Motor und Raeder. Man faehrt durch eine computergenerierte Landschaft auf dem Bildschirm, indem man die Frequenz seiner Gehirnwellen veraendert. "Virtual Haze", das auch mit Gehirnwellen arbeitet und waehrend der ISEA '94 in Helsinki gezeigt wurde, ist ein Abschiessspiel, bei dem man gegen den Computer antritt. Man versucht, feindliche UFOs durch Veraenderung der eigenen Gehirnwellen zu zerstoeren. Wenn man dies nicht schafft, dann wehrt der Computer den Angriff ab.

Interessant fand ich an der Geschichte ueber ART die Existenz von Gehirnwellen in diesem System: "Noch erstaunlicher ist", so Freedman, "dass Aufzeichnungen der elektrischen Aktivitaet im Gehirn die Existenz von spezifischen "Aktivitaetswellen" waehrend der Wahrnehmung und der Gedaechtnisbildung nahelegen, die mit Signalsequenzen zu korrespondieren scheinen, die bei ART auftreten. Neurobiologen haben bemerkt, dass eine als "N200" bezeichnete Gehirnwelle eine Wahrnehmung in dem Gehirnareal begleitet, das fuer das Kurzzeitgedaechtnis verantwortlich ist, worauf eine "PN"-Welle vom Langzeitgedaechtnis antwortet, was offensichtlich den bottom-up- und top-down-Signalen von ART entspricht. Wenn das Gehirn mit Wahrnehmungsaufgaben beschaeftigt ist, dann werden "P120"-Wellen zum Kurzzeitgedaechtnis gesendet, gefolgt von "P300"-Wellen, die zum Langzeitgedaechtnis kommen, was offensichtlich mit Signalen korrespondiert, die ART gebraucht, waehrend es vergleicht und sich neu orientiert. Deswegen koennte man von einer Nachahmung des Lebens durch ART sprechen, da ART gebaut wurde, bevor man das Interaktionsmuster dieser Gehirnwellen identifizierte."

Wenn unsere Gehirnwellen und die Wellen des Computers klar identifiziert werden koennten und wenn beide eine bestimmte Kompatibilitaet miteinander aufweisen sollten, dann wuerde das Verhaeltnis von Mensch und Maschine eine neue Stufe erreicht haben. Wir koennten dann Daten mit Maschinen in neuartigen Weisen austauschen, die von den gegenwaertig gelaeufigen (dem Tippen auf Tastaturen, dem Anklicken mit der Maus etc.) voellig verschieden waeren. Durch Netzwerke wie einer kuenftigen Internetversion koennten wir ueberdies unsere Gedaechtnisinhalte an einen anderen Ort senden oder das menschliche Gedaechtnis direkt auf irgendein Speichersystem uebertragen. Wir koennten, anders gesagt, die Daten unseres eigenen Gedaechtnisses nach Belieben uploaden und downloaden.

Technologische Entwicklungen machen stets das bislang Geheimnisvolle wirklich. Mit dem Fernsehen erwarben die Menschen so die Moeglichkeit der Telepraesentation. Frueher oder spaeter werden wir ueber die Moeglichkeit der Telepathie verfuegen und Synchronizitaet wird so alltaeglich wie eine Wettervorhersage fuer ein lokales Gebiet werden.

Aus dem Englischen übersetzt von Florian Rötzer.
Copyright 1995 Keisuke Oki.


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